Dank der Mitwirkung unseres Autohaus Gehlert aus Freiburg konnte ich an den Weihnachtstagen den neuen Golf 8 probefahren, ein wenig unter die Lupe nehmen und einen ersten subjektiven Eindruck für den möglichen Fahrschuleinsatz gewinnen. Um es gleich vorweg zu sagen: Der neue Golf ist eine fast sanfte Evolution und sicher kein radikaler Wandel. Die Armaturen und Anzeigen wurden allerdings umfangreich modernisiert und auf das digitale Zeitalter angepasst, ohne dabei zu sehr ins futuristische abzugleiten. Gewiss wird es dennoch manche geben, denen das schon zu viel ist und die einiges davon als neumodischen Schnickschnack abtun werden. Wer aber gewohnt ist, ein Smartphone zu bedienen, für den ist das neue Bedienungskonzept intuitiv erlernbar und schon nach kurzer Zeit wischt und streicht man ganz selbstverständlich über den Touchscreen wie beim eigenen Handy eben auch. Drehknöpfe hat VW bis auf die Spiegelverstellung konsequent abgeschafft und insgesamt wirkt das Cockpit aufgeräumter und klarer als früher. Das Herzstück der Veränderung ist ohne Zweifel die digitale Anzeigentafel im Armaturenbrett, die nun serienmäßig daherkommt und endgültig das Zeitalter der analogen Instrumente einläutet. Auch hier gilt: Was im ersten Moment nicht zuletzt aufgrund der vielen Einstellungsmöglichkeiten Staunen verursacht, wird schnell zur Selbstverständlichkeit, sobald die Augen gelernt haben, wohin sie schauen müssen, da viele Elemente neu angeordnet sind.
Auch die Verkehrszeichenerkennung wurde gegenüber früheren Versionen deutlich weiterentwickelt. Neben Höchstgeschwindigkeit oder Überholverbot werden nun auch eine ganze Reihe von Gefahrzeichen oder sogar die Einzelvorfahrt im Display angezeigt, wenngleich die Einblendung gerne etwas früher erfolgen dürfte. Für den Fahrschulbetrieb praktisch ist die Funktion der akustischen und optischen Warnung bei Überschreitung der Geschwindigkeit, die auf der Verkehrszeichenerkennung basiert. Allerdings gibt es hier eine empfindliche Einschränkung. Bei tageszeitabhängigen Höchstgeschwindigkeiten wie dem lärmschutzbedingten Tempo 30 zwischen 22 und 6 Uhr schlägt das System Alarm, auch wenn man regulär 50 fahren darf. Das nervt so schnell, dass viele das System deaktivieren werden, wenn es bei ihnen vor Ort eine Reihe solcher Schilder gibt. Dank der verbesserten und übersichtlicheren Menüführung lassen sich die vielen Assistenzsysteme gut einzeln ansteuern, was auch bei der praktischen Ausbildung ein Vorteil sein kann.
Ein wahrer Genuss war der ergoActive Sitz, der nicht nur bequem ist und tollen Halt bietet, sondern dessen einstellbare Lendenwirbelstütze vor allem den Rücken von uns Fahrlehrer_innen schont. Wenn das Auto der Arbeitsplatz ist, kann man nur dringend dazu raten, bei der Konfiguration solche vernünftigen Sitze zu berücksichtigen. Neben der Bequemlichkeit der Sitze trägt auch die neue Ambientebeleuchtung ihren Teil dazu bei, für eine angenehme Stimmung im Inneren des Wagens zu sorgen, was sich hoffentlich am Ende eines langen Tages bei den Nachtfahrten positiv aufs Gemüt auswirken wird. Positiv ist auch zu vermerken, dass der Wagen zumindest gefühlt bei Geschwindigkeiten jenseits der 140 leiser zu sein scheint als seine Vorgänger. Was für uns auch natürlich auch ein wichtiger Aspekt ist, ist, dass von der Beifahrerseite alle Anzeigen und Bedienungseinrichtungen gut einzusehen und zu erreichen sind. Mit einem langen Arm kommt man jetzt sogar an das weiter oben angebracht Lichtpanel dran.
Alles andere, was ich in der kurzen Zeit so wahrnehmen konnte, war durch und durch Golf. Von außen ist er sicher etwas kantiger und etwas charakterstärker als früher und verfügt über eine schnittigere und bessere Beleuchtung. Aber wenn man innen nicht gerade aufs Display schaut, merkt man kaum einen Unterschied. Die Übersichtlichkeit gerade beim Parkvorgang hat sich nicht nennenswert verändert und auch im Fahrverhalten habe ich allenfalls leichte Verbesserungen gespürt, wobei das sicher die Autoexperten besser bewerten können, da ich aus der Fahrlehrerbrille schaue.
Alles in allem bleibt der Golf, was er ist und was ihn ohne Zweifel auch für den Fahrschulbetrieb auszeichnet. Ein Mittelklassewagen, der grundsolide strukturiert ist, der konsequent weiterentwickelt wird, ohne dabei große Sprünge zu machen, der nicht aufregend aber auch nicht langweilig wirkt und der angesichts des großen technologischen Wandels den Spagat ganz gut hinbekommt, ein massentaugliches Auto zu sein. So wird er auch morgen sicher noch in vielen Fahrschulen zu finden sein.
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Kommentar
Die Verkehrszeichenerkennung taugt nichts!