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Derzeit wirbt beispielsweise die ACADEMY-Gruppe mit dem Slogan “Fahrlehrer wird wieder Traumjob” auf einer Internetseite um neue Fahrlehrer. Nicht nur die ACADEMY, sondern viele kleine und große Fahrschulen bemühen sich landauf landab redlich mit zum Teil hochprofessionellen und liebevoll gestalteten Anzeigen um neues Personal. Sind das dann immer einfach nur werbewirksame, markige Sprüche oder ist vielleicht sogar etwas dran, dass der Beruf des Fahrlehrers wieder attraktiv ist?

Wer in den einschlägigen Internetforen auf facebook & Co. nachschaut, bekommt auf den ersten Blick einen ganz anderen Eindruck. Da wird zum Teil hemmungslos über unser Berufsbild gelästert, Arbeitgeber werden schlecht geredet und die aktuellen Fahrschüler sind ja sowieso die schlimmsten, die es je gab. Kaum ein gutes Haar wird manchmal an dem Beruf gelassen. Solange sich das nur in internen Foren abspielt, wäre es nicht weiter tragisch, da man sich in solchen Foren gerne und viel aufregt und sich öfters einmal gegenseitig anstachelt und hochschaukelt. Problematisch wird es allerdings, wenn das alles nach außen dringt und solche Auffassungen in der Gesellschaft ankommen, insbesondere bei denen, die man vielleicht sogar als neue Kollegen gewinnen könnte. Immer häufiger erscheinen Artikel in Zeitungen und Berichte in diversen Medien unter dem Stichwort “Fahrlehrermangel”, wovon sich jeder bei einem Blick auf die google news Seite überzeugen kann. Leider werden darin meistens nur negative Botschaften transportiert. Man klagt darüber, dass die Bundeswehr nicht mehr ausbildet, man verweist auf die hohen Ausbildungskosten und natürlich kommen Arbeitszeiten und Bezahlung auch noch schlecht weg.

Wie wollen wir eigentlich mit solchen Botschaften neue Kollegen gewinnen? Wer soll sich nach der Lektüre solcher Berichte fragen, ob er vielleicht Fahrlehrer werden oder in den Beruf zurückkehren will? In dem hart umkämpften Fachkräftemarkt gewinnt sicher nicht, wer am meisten nörgelt oder den Kopf am tiefsten in den Sand steckt. Wenn wir nicht aufwachen und anfangen, positive Signale in die Gesellschaft zu senden, dann nützt auch kein reformiertes Fahrlehrergesetz etwas. Vielmehr sollten wir vielleicht einmal eine andere Perspektive einnehmen und erkennen, dass sich in den letzten Jahren auch vieles zum Guten entwickelt hat. Denn die Rahmenbedingungen für angestellte Fahrlehrer haben sich bundesweit gerade im Bereich von Gehalt und Arbeitszeiten nachweislich verbessert, zugegebenermaßen auch bedingt durch den Fahrlehrermangel.

Ich schlage mal eine einfache Stellenbeschreibung/Definition zum Fahrlehrer vor: 

Ein Fahrlehrer ist eine pädagogische Fachkraft, die über 3000 Euro bei einer 40-(Zeit-)Stunden-Woche und freier Zeiteinteilung verdient, stets mit jungen Menschen in Kontakt steht, diese in einem individuellen Ausbildungsprozess unterstützt und den Übergang in die digitale Welt der Mobilität aktiv gestaltet.

Eine solche Botschaft verleitet vielleicht eher dazu, über das Ergreifen des Fahrlehrerberufs nachzudenken als darüber zu sinieren, was alles schlimm sein könnte. Ebenso sollte man vielleicht auch darauf hinweisen, dass es für die Ausbildungskosten durchaus Lösungen gibt, denn neben dem Aufstiegsbafög und anderen Förderinstrumenten haben gute Ausbildungsfahrschulen längst damit begonnen, zumindest Teile der Kosten zu übernehmen. Vielleicht wäre es auch einmal angebracht, das Gehaltsgefüge mit ähnlichen Berufen zu vergleichen. So verdient ein Fahrlehrer heute deutlich mehr als ein Erzieher und ist in dem Bereich studierter Grundschullehrer angekommen, die wahrlich auch sehr viel Stress aushalten müssen. 

Ein Koch wird nicht glücklich, wenn er sich bei seiner Arbeit darüber aufregt, dass Menschen in den Abendstunden essen und ebensowenig wird ein Fahrlehrer glücklich, wenn er sich darüber aufregt, dass man erst bei Dunkelheit Nachtfahrten machen kann. Sicherlich sind manche Aspekte unseres Berufs nicht leicht und nicht alles ist Gold, was glänzt. Der Job ist auch nicht immer und überall ein “Traumjob”. Aber eines kann man sagen: Der Fahrlehrer steht finanziell in der Mitte der Gesellschaft und hat eine abwechslungsreiche Tätigkeit mit vielen Facetten. Wir sitzen nicht einsam und allein in Fabrikhallen oder vor Bildschirmen, sondern sind in ständigem zwischenmenschlichen Kontakt. Wir haben manchmal Stress, aber wir machen Menschen auch glücklich, wenn sie unser Auto nach bestandener Prüfung verlassen dürfen. An einen Fahrlehrer denken Menschen, sofern er seinen Job ordentlich gemacht hat, ein Leben lang in Dankbarkeit zurück. Solche Aspekte gibt es nur in sehr wenigen Berufen. Wenn wir den “Fahrlehrermangel” bekämpfen wollen, dann lasst uns die Menschen mit solchen Geschichten begeistern anstatt sie mit deutscher Nörgelei zu verprellen. Und wer lieber Griesgram ist, der möge das im stillen Kämmerlein sein, anstatt unseren Berufstand öffentlich schlecht zu reden.

Seit einiger Zeit wird in unserer Branche intensiv darüber diskutiert, wie man dem mehr und mehr um sich greifenden Fahrlehrermangel begegnen kann. Quer durch Deutschland vernimmt man immer häufiger verzweifelte Klagen darüber, dass es heutzutage nahezu aussichtslos zu sein scheint, an neue Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer zu kommen.  Für Fahrschülerinnen und Fahrschüler wird es dadurch immer schwerer, an den teils heiß ersehnten Führerschein in angemessener Zeit zu gelangen. Wartezeiten auf die erste Fahrstunde von mehreren Wochen sind derzeit an vielen Orten üblich und auch danach geht die Ausbildung oft nur schleppend voran, was zu enormem Frust bei allen Beteiligten führt.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Fachkräftemangel viele Branchen erfasst hat und die Fahrlehrerschaft hier in einem harten Konkurrenzkampf zu anderen Berufen steht. Junge Menschen haben heutzutage nahezu freie Auswahl, wenn es darum geht,  einen für sie passenden Ausbildungsberuf mit einem sicheren Arbeitsplatz zu finden. Wer sicherstellen will, dass es in diesem Land auch künftig Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer gibt, muss sich daher diesem Wettbewerb stellen und dafür sorgen, dass der Fahrlehrerberuf beim Kampf um die besten Köpfe einen positiven Eindruck hinterlässt.

Keinesfalls hilft es in diesem Zusammenhang weiter, wenn die eigenen Leute, die den Beruf ausüben,  auf schwierige rechtliche Rahmenbedingungen verweisen, manche Arbeitsbedingungen monieren oder gar die Jugend an sich schlecht reden. Wer sich ständig nur beklagt oder womöglich den gesamten Beruf selbst in ein schlechtes Licht rückt, braucht sich nicht zu wundern, dass Jahr für Jahr der Mangel an neuen Arbeitskräften zunimmt und die Überalterung immer mehr zum Problem wird.

Stattdessen wird es Zeit, dass jede einzelne Fahrlehrerin und jeder einzelne Fahrlehrer in diesem Land zum Botschafter für unseren Berufsstand wird und auch einmal die positiven Aspekte des Fahrlehrerdaseins beleuchtet und darüber spricht. Es geht um nicht weniger, als die “Faszination Fahrlehrer” als Botschaft unter die Menschen zu bringen. Wir sollten also weniger über Arbeitszeiten sprechen als vielmehr über die Leidenschaft, die mit diesem Beruf verbunden ist.

Fahrlehrer als "Glücklichmacher" Bild: veryulissa/shutterstock
Fahrlehrer als “Glücklichmacher” Bild: veryulissa/shutterstock

So sind wir als Fahrlehrer in erster Linie “Glücklichmacher”. Denn im Regelfall erleben wir als “Produkt” unserer Arbeit einen Menschen, der glücklich mit seinem Führerschein aus unserem Auto steigt und der häufig Zeit seines Lebens dankbar und hoffentlich auch mit Freude an seine Ausbildungszeit mit uns zurückdenken wird. Wir haben weiterhin das Privileg, im Rahmen der Erwachsenenbildung als Pädagogen jeden Tag mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen, was vielen nicht vergönnt ist, die zum Beispiel “nur” mit einer Maschine oder einem Computer vorlieb nehmen müssen. Auch der Arbeitsplatz “Straße” schreibt trotz allem Stress auch jeden Tag seine hübschen Anekdoten, über die wir oft schmunzeln, die wir auf unseren social media Kanälen teilen oder in unseren Theorieunterricht einbauen. Reizvoll ist in Wirklichkeit auch die Vielschichtigkeit der Existenz als Fahrlehrer. Wir sind bekanntermaßen Pädagogen, Geschäftsleute, Kummerkasten, Hobbypschyologen, Berater, Mechaniker und vieles mehr in einer Person vereint. Nicht zuletzt benötigen wir als Fahrlehrer eine breite fachliche Kompetenz, die weit über die Vermittlung der Straßenverkehrsordnung hinausgeht. Wir geben Auskunft, welche Versicherungen man benötigt, welche Fahrzeugtypen für wen in Frage kommen, wie man Fahrzeuge zulässt, wie man welche Assistenzsysteme bedient, wie man mit Konfliktsituationen umgeht usw. Das alles ist mit lebenslangem Lernen verbunden und von Eintönigkeit kann da wahrlich keine Rede sein. Die Besonderheiten des Fahrlehrerberufs könnte man hier sicher noch länger ausführen. Aber es sollte auch so schon klar geworden sein, dass die Arbeit in diesem Berufsbild spannend, befriedigend, aufregend, vielschichtig, emotional, kommunikativ, bildend und herausfordernd sein kann. Und wenn man jetzt einmal intensiv über die diversen Berufsbilder nachdenkt, zu denen Fahrlehrer in Konkurrenz stehen, dann kann man mit einer einigermaßen positiven Einstellung schnell erkennen, dass die Arbeit als Fahrlehrer sehr viel zu bieten hat und sich dieser Beruf sicher nicht hinter anderen verstecken muss.

Fahrlehrer - ein vielseitiger und spannender Beruf Bild: kzenon/shutterstock
Fahrlehrer – ein vielseitiger und spannender Beruf Bild: kzenon/shutterstock

Schließlich können sich auch die Verdienstmöglichkeiten durchaus sehen lassen. In guten Unternehmen lassen sich jährliche Bruttoeinkommen je nach Region und Konstellation von 33000-50000 Euro ohne weiteres realisieren mit derzeit steigender Tendenz. Auch hier ist die Fahrschulbranche im Vergleich zu anderen Berufen gut aufgestellt, denn immerhin wird häufig der geltende Mindestlohn um mehr als das doppelte überschritten, was in vielen anderen Ausbildungsberufen nicht erreicht wird.

Um den Fahrlehrermangel zu beseitigen, wird es zweifelsohne viele einzelne Maßnahmen benötigen, um in Summe zum Erfolg zu gelangen. Man wird auf vielen Ebenen werben müssen, wie das zum Beispiel über die Plattform Fahrlehrerkarriere geschieht, die Unternehmen werden die Finanzierung für die Ausbildung übernehmen und auch manche Rahmenbedingungen werden attraktiver gestaltet werden müssen. Aber vor alledem steht ein erster wichtiger Schritt, nämlich eine grundlegend positive Einstellung zu unserem Beruf und der Wille, Interessenten für diesen Beruf die “Faszination Fahrlehrer” näherzubringen.