In Fahrlehrerkreisen gehört das Schlagwort “Fahrlehrermangel” inzwischen zum Standardrepertoire, wenn man über den Zustand der Branche spricht. Gleichwohl war bislang überhaupt noch nicht recht klar, wie verbreitet dieser Mangel wirklich ist oder ob dieser womöglich nur von einigen wenigen propagiert wird. Die diesbezügliche Skepsis ist dabei durchaus verständlich, zumal über viele Jahr hinweg stets eine Fahrschul- und Fahrlehrerschwemme beklagt wurde, die unter anderem zu einem teilweise geradezu ruinösen Preiswettbewerb zwischen den Betrieben beigetragen hat.
Aus diesem Grund hat die MOVING International Road Safety Association eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben, um zu dieser Frage belastbare und verlässliche Zahlen zu erhalten. Die Ergebnisse, die von MOVING in einer Pressemitteilung aufbereitet wurden, zeigen ganz eindeutig, dass die Fahrschulen in Deutschland inzwischen tatsächlich den Mangel an Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern mit großem Abstand zu den wichtigsten Herausforderungen überhaupt zählen. Damit wird nun das bestätigt, was bereits seit einiger Zeit vermutet wurde.
Zugleich ist es ein klares Signal für die institutionellen Vertreter der Branche und auch die Politik, auf den stattfindenden Strukturwandel zu reagieren. Der Reformentwurf zum Fahrlehrergesetz trägt dieser Entwicklung bereits Rechnung und versucht, Hürden zur Ergreifung des Fahrlehrerberufs abzubauen.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in der Umfrage bei den größten Herausforderungen auch die Angst vor sinkenden Schülerzahlen und dem demografischen Wandel direkt hinter dem Mangel an Fachkräften rangieren. Dies ist ein deutlicher Beleg dafür, dass die Unterschiede in der Branche sehr groß sind. Während Fahrschulen vorwiegend in Großstädten und Boomregionen kein Personal mehr finden und ihre Kunden nicht mehr ausreichend bedienen können, gibt es umgekehrt auch Regionen, in denen der Rückgang an jungen Menschen zu erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten führt. Auch hier sind Verbände und Politik gefordert, nach Wegen und Lösungen zu suchen, um den eklatanten Divergenzen hinsichtlich Angebot und Nachfrage auf dem Fahrschulmarkt entgegen zu wirken.
Erfreulicherweise finden sich in der Umfrage Wettbewerbs- und Preisdruck nicht mehr auf den vorderen Plätzen, was zumindest ein Indiz dafür ist, dass sich die wirtschaftliche Situation in Fahrschulen verbessert hat oder zumindest nicht mehr als größtes Problem angesehen wird.